Was
passiert eigentlich mit den Abfällen aus unserer Biotonne?!
by Alternulltiv |
Im
April hatte ich das Glück eine Biogasanlage unter die
Lupe zu
nehmen.
Genauer gesagt war ich auf der Vergärungsanlage in Uelzen.
Dort
hat mir der nette Christoph alles ganz genau erklären und zeigen
können. Und gestunken hat es dort so gut wie gar nicht.
Was
die meisten Menschen nicht wissen ist, dass der anfallende Abfall in
einem normalen Haushalt zu 2/3 aus Bioabfällen besteht. Wenn dieser
anfängt zu gären, entsteht Methangas, welches dann 25-mal
“schlimmer” ist, als CO2. Aus dem Methangas kann allerdings
mit einer guten Anlagentechnik, neue Energie gewonnen werden. Das
Gas, welches auf so einer Anlage entsteht, wird dann ins
Gasversorgungsnetz mit eingespeist oder vor Ort in einem kleinen
Kraftwerk (BHKW) für die Erzeugung von Strom und Wärme genutzt.
by Herhof |
Aber
fangen wir am Anfang an:
Was
passiert als erstes, wenn der Biomüll auf so einer Anlage ankommt!?
Entweder
wird der Abfall direkt aufbereitet, also von Stör- und Schadstoffen
befreit, oder wie auf der Anlage in Uelzen und der Anlagentechnik von
der Firma Herhof, in einer Halle vorgelagert und dann mit einem
Radlader in eine Trockenvergärungsbox umgeladen. Eine solche Box
könnt ihr euch wie eine riesige Garage für LKWs vorstellen: Sie ist
in etwa 25-30m lang, 4-5m breit und 4-5m hoch. Während dem Beladen
sieht das dann so aus (siehe Bild auf der linken Seite).
Sobald
der Radlader die Box von hinten bis vorne vollgefüllt hat, wird sie
mit einem großen Stahltor, welches mithilfe von Hydraulik
automatisch in die Torzarge gefahren wird, gasdicht verschlossen. Das
die Box gasdicht ist, ist wichtig, weil ab jetzt in der Box die
Vergärung gestartet wird. Dafür wird ein Prozesswasser aus einem
Speicher über ein Düsensystem an der Decke in die Boxen versprüht.
Das Wasser sickert nun durch den Biomüll, wird in einem
Sammelschacht aufgefangen und dem Prozesswasserspeicher wieder
zugeführt. Das Prozesswasser bringt dem Bioabfall die wichtigen
Mikroorganismen und Wärme für den Biogasprozess. Im Bioabfallhaufen
entstehen so die richtigen Umgebungsbedingungen, sodass die „kleinen
Helfer“, die Mikroorganismen die Energie aus den Apfel-,
Kartoffel-, Brot-, Garten- und Rasenschnittresten in Methangas
umwandeln. Eine Abfallcharge bleibt ca. für 3 Wochen in einer
Fermenterbox. Das Methangas wird über Rohrleitungen zu einem
Gasspeicher geführt und dort für die Verbrennung im kleinen
Kraftwerk zwischengespeichert. Das Blockheizkraftwerk erzeugt Wärme
für die Bioabfallbehandlungsanlage selbst, aber auch noch genug um
die naheliegenden Betriebsgebäude und die Kläranlage zu versorgen.
Gleichzeitig wird auch Strom erzeugt und in das Stromnetz
eingespeist. Es können damit umgerechnet ca. 600 Haushalte für ein
Jahr versorgt werden.
Nach
den 3 Wochen wird der sogenannte „Gärrest“ wieder mit dem
Radlader aus der Box entladen und dann anschließend über mehrere
Wochen kompostiert und hygienisiert. Über eine abschließende
Siebung werden noch die Störstoffe, wie Plastiktüten, entfernt.
Der
entstandene Kompost kann dann sowohl für die Landwirtschaft, als
auch für den privaten Gebrauch genutzt werden.
Durch
so eine Bioabfallbehandlungsanlage gibt es die Möglichkeit auf einen
Nährstoffkreislauf und eine Energiegewinnung. Landen die feuchten
organischen Abfälle aus Küche und Garten in der Restmülltonne,
kann in der Regel nur ein Teil der Energie zurückgewonnen werden,
weil der Abfall oft nur verbrannt wird. Und Wasser nunmal schlecht
brennt. Die Nährstoffe, die auf einer Bioabfallanlage über den
Kompost, also dem natürlichen Dünger wieder in den Kreislauf
zurückgebracht werden, sind mit ein Hauptgrund, warum wir zu Hause
unseren Müll trennen.
Natürlich
werden alle aussortierten, nicht-organischen Dinge aus dem Müll
sortiert und fachgerecht entsorgt. Allerdings haben wir in
Deutschland eines der besten Recyclingsysteme überhaupt und wenn man
noch nicht komplett auf Verpackungsmüll verzichten kann ist es daher
umso wichtiger, dass wir unseren Müll auch wirklich gut trennen.
Wenn
man nämlich selber mal auf so einer Anlage war, zweifelt man leider
nur noch sehr viel mehr an der Menschheit. Man macht sich kein Bild
davon, was alles im Biomüll landet.
Ich
habe wirklich zu oft mit dem Kopf schütteln müssen…
Aber
seht selber:
by Alternulltiv |
Ich
konnte tatsächlich Dinge wie, Tüten, Dosen, einen Staubsaugerfuss,
einen Fussball und eine Kaffeemaschine entdecken… Was soll man dazu
noch sagen?!
Natürlich
ist das ganz System viel komplexer und Christoph hat sich an dem Tag
so unglaublich viel Zeit genommen und mir alles haargenau erklärt.
Es war wirklich sehr spannend. Und ich möchte an dieser Stelle
nochmals Danke sagen.
Ich
hoffe, Ihr habt dennoch einen kleinen Eindruck bekommen können wie
wichtig und gut es ist die Biotonne zu haben und zu nutzen.
Auch
wenn wir auf unseren Workshops und Vorträgen immer wieder hören,
dass einige Vermieter noch keine Biotonne für das Haus angeschafft
haben. Aber: seit 2015 besteht eine Sortierpflicht und somit muss
eine Biotonne vorhanden sein. Wer die immer noch nicht hat, sollte
seinen Vermieter informieren und um eine Tonne bitten. (Hat bei uns
auch funktioniert.) Außerdem ist ein gutes Argument, dass die grüne
Biotonne rund 80% weniger kostet, als die graue Hausmülltonne.
Wichtig
ist es dann noch zu wissen, was alles rein darf und was nicht…
Infomieren könnt ihr euch dazu beim Entsorgungsbetrieb in eurer
Region. Bei uns in Hamburg zum Beispiel auf der Webseite der
StadtreinigungHamburg.
Hier
ein Überblick:
Was
darf alles in die Biotonne:
–
Küchenabfälle,
wie:
Obst-, Gemüse- und Essensreste, Kaffeefilter und Kaffeesatz,
Teebeutel und Teesatz, Milchprodukte (OHNE Verpackung), Brot,
Brötchen, Eierschalen, kleine Mengen Kleintierstreu aus Holzspänen,
Stroh und Heu
–
Gartenabfälle,
wie:
Blumen, Blumenerde und Gartenabfälle jeglicher Art, Gras-, Strauch-
und Baumschnitt, Laub, Wildkräuter, Pflanzenreste, Schnittblumen,
Topfpflanzen mit Ballen
–
Sonstiges:
Haare, Federn, Sägespäne und kleine Mengen Zeitungspapier.
Was
darf NICHT in die Biotonne:
–
Müllbeutel und Plastiktüten
–
Katzenstreu
–
Kehricht und Staubsaugerbeutel
–
Windeln
–
Zigaretten und Asche
–
Glas und Keramik
–
Verpackungen
–
Textilien
–
Zeitschriften und Bücher
–
Elektrogeräte
–
Spielzeug
Außerdem
sollte man auch keine “kompostierbaren” Kunststoffbeutel
verwenden, denn diese verrotten leider nur schlecht bis gar nicht.
Besorgt
Euch lieber die Papiertüten, sammelt Euren Abfall in einer Schale
bevor er in die Tonne geht, oder bastelt euch doch mal kleine
Mülltüten selber, falls Ihr nicht so viel Platz in der Küche
habt?!
Solltet
Ihr noch Fragen zu dem Thema haben, schreibt uns gern eine Email.
Wir
freuen uns immer, von Euch zu lesen 😉
Sollte
Interesse an einer Besichtigung oder Fragen bestehen, kann man sich
gerne beim Anlagenhersteller, der Herhof GmbH, oder beim Betreiber in
Uelzen melden:
Herhof
GmbH
Telefon:
06442 / 207 – 0
E-Mail:
info@herhof.de
Webseite:
www.herhof.com
Entsorgungszentrum
Borg
Deponiestr.
10
29571
Rosche
Telefon:
0581/ 82 – 881
by Alternulltiv |